Wie erkläre ich meinem Kind den Anschlag in Berlin?
Wie erkläre ich meinem Kind den Anschlag in Berlin?
Seit Wochen hören wir in den Nachrichten Berichte über Terroranschläge. Ankara, Brüssel, Nizza und nun, Berlin. Viele Fernsehsender unterbrechen ihr laufendes Fernsehprogramm, um uns über die neuesten Entwicklungen aus der Bundeshauptstadt zu informieren. Heute, einen Tag nach dem mutmaßlichen Terrorangriff, berichten alle Zeitungsredaktionen minutiös den Ablauf der Katastrophe. Natürlich auch die Boulevardpresse mit großen Buchstaben, prägnanten Überschriften und unerträglichen Bildern.
Wir Erwachsene können die Geschehnisse kaum ertragen, geschweige denn verstehen. Wir wollen unsere Kinder beschützen vor allem Böse „da draußen?“ Mit jedem näher kommenden Anschlag aber wächst die Sorge, ob wir das wirklich tun können.
Wie erklärt man einem Kind den Terror, den wir Erwachsenen selbst nicht verstehen? Wie bringe ich meinem Kind bei, was am Montag, dem 19.12.2016, in Berlin passiert ist? Sollten wir überhaupt mit ihnen über die Geschehnisse sprechen?
Das sagt die Expertin
Kristin Langer, Medienpädagogin der Initiative „Schau hin“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erklärt, dass es zunächst vom Alter der Kinder abhänge.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, Kinder im Grundschulalter grundsätzlich von den Nachrichten fernzuhalten. Sie leben meist in ihrer eigenen Welt und können die Bilder als solches noch nicht verstehen.
Anders verhält es sich, wenn unser Nachwuchs bereits in die Grundschule geht. Der falsche Ansatz wäre, die Kinder mit den Nachrichten zu konfrontieren. Die Devise lautet: Solange mein Sohn oder meine Tochter nicht von sich aus fragt, sollte man schlimme Ereignisse nicht von sich aus ansprechen.
Sollte das Kind jedoch Fragen stellen, ist vor allen Dingen wichtig, die eigene Unsicherheit nicht zu zeigen und sich für die Antworten Zeit zu nehmen. Es gibt nicht „die“ richtige Antwort, weil jedes Kind ein Unikat mit individuellen Charakterzügen ist. Die Angst zu relativieren ist eine Möglichkeit, das Geschehen in einen Kontext zu setzen die andere. Weiter sollte auf bildliche Schilderungen verzichtet werden. Eine Tipp vom Psychologen ist, das Kind im Nachgang seine Gefühle in einem Bild ausdrücken zu lassen oder in einer Geschichte, um die Verarbeitung zu unterstützen.
Pubertierende Jugendliche können die Ereignisse bereits in einen Kontext einordnen und tendieren dazu, sie auf sich umzumünzen. Ratsam ist es für Väter und Mütter sich der Diskussion zu stellen und mit dem heranwachsenden Kind, insbesondere die moralischen und ethischen Sichtweisen zu besprechen. Viele werden eigene Unsicherheiten zum Beispiel mit Freunden diskutieren, was in dieser Phase ganz normal ist. Ein Vorschlag wäre, dem Kind mitzuteilen, dass man für Fragen jederzeit zur Verfügung stehe und das Gefühl zu übermitteln, als Back-Up immer da zu sein.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass es immer ratsam ist, sich zusammen mit den Kindern die Nachrichten anzusehen und dem Kind die Entscheidung zu überlassen, ob und wann es über die Ereignisse sprechen möchte. Desweiteren gibt es gerade für jüngere Jungen und Mädchen tolle Formate, die Kind gerechte Nachrichten produzieren, wie zum Beispiel „logo!“, „neuneinhalb“ oder der Kinderradiokanal „kiraka“.
Den ausführlichen Artikel der Initiative „Schau hin“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Gewalt in Film & TV findet ihr hier!
Noch ein Hinweis: Es gibt für Eltern und Kinder Beratungsangebote, wie zum Beispiel die „Nummer gegen Kummer“, an die man sich jederzeit wenden kann.
Habt ihr noch andere Vorschläge? Wie habt ihr die Ereignisse in Berlin mit euren Kindern besprochen? Teilt eure guten (oder auch schlechten) Erfahrungen mit anderen Vätern oder Müttern!