Vater und Kind: Eine offene Baustelle

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Bild: Paul Reynolds / Flickr / CC BY-SA 2.0

Betreten verboten oder: Grenzen sind da, um unter ihnen hinweg zu rutschen.

Gibt es etwas Schöneres, als an einem sonnigen Nachmittag die Arbeit etwas früher zu beenden, um mit seinen Kindern den Tag ausklingen zu lassen? In meinen Augen nicht, also standen wir in Handumdrehen draußen vor unserer Türe. Das Ziel unseres Ausflugs, sollte der nahegelegene Spielplatz sein.

Doch wie wir den Park betreten, ist der heiß geliebte Fußballkäfig noch eingezäunter als sonst. Der Grund hierfür prangt vor uns auf einem Schild: Wegen Umbauarbeiten geschlossen. Zuerst steht mein Sohnemann noch verdutzt davor, doch schon einen Wimpernschlag später, pocht er auf sein Recht, den Käfig betreten zu dürfen. Neben allerlei Baumaterialien befindet sich leider auch ein Bagger innerhalb des abgesperrten Bereichs, was meine Versuche, ihm das wesentlich ungefährlichere Klettergerüst schmackhaft machen zu wollen, sehr kläglich. Mein Sohn will da hinein, sofort, in diesem Augenblick und nicht erst in ein paar Tagen, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind.

Rebellisch posaunt er: „Ich geh da jetzt rein, Papa!“. In elterlicher Überheblichkeit belächle ich dies, drehe mich wieder in Richtung Spielplatz und halte nun etwas krampfhaft nach etwas interessantem Ausschau, um meinen Sohn vom Käfig abzulenken. Als mein Blick jedoch nach erfolgloser Suche wieder beim Nachwuchs landet, finde ich ihn nicht vor der Absperrung, sondern darunter. Noch lache ich, und verspüre auch ein wenig väterlichen Stolz, weil er seinen Willen nicht so leicht aufgegeben hat, aber sein riskantes Vorhaben lässt doch langsam meine Sorge um ihn wieder Überhand gewinnen. Ich sehe noch, wie er sich mit seinen kurzen Beinen unter den Absperrzaun zwängt, was ich mit meinem ausgewachsenen Körper niemals geschafft hätte. Also renne ich schnell hinterher und schnappe nun etwas hektischer nach meinem Sohn, um ihn wieder zurück zu mir zu ziehen. Als ich ihn endlich sicher in meinen Armen halte, blicke ich auf das Baustellenschild und mir wird in sekundenbruchteilen klar, was damit gemeint ist: „Baustelle betreten verboten – Eltern haften für Ihre Kinder.“

Dies ist ein Gastartikel von Andreas Lipp.

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