Haben Väter noch Freunde?
Bild: Club Paf / Flickr / CC BY-SA 2.0
365 Tage Vater im Jahr – auch in der Freizeit
Jeder Vater wird wahrscheinlich bestätigen können, dass sich das Leben grundlegend ändert, sobald der lang ersehnte Nachwuchs da ist. Trotz aller Vorfreude war jedem Daddy unter uns aber auch ziemlich sicher bewusst, dass eine Vaterschaft eine große Bürde ist und eigene Interessen und Bedürfnisse erst einmal mit der Geburt in den Hintergrund rücken. Einige sind sogar der Meinung, dass das auch immer so bleiben wird.
Freunde fürs Leben! Freunde fürs Leben?
Interessen, Gesprächsthemen und Lebensrhythmus – insbesondere diese drei Aspekte haben sich von Grund auf mit der Geburt meiner Tochter Olivia verändert. Eine Lebensumstellung, auf die ich jedoch vorbereitet war und keinesfalls als „Verlust meiner Lebensqualität“ empfand. Vater sein bedeutet halt, Verantwortung zu übernehmen und seine Aufmerksamkeit, Zeit und Liebe primär seinem Kind zu widmen.
In den fast drei Jahrzehnten zuvor habe ich viel Zeit mit Freunden verbracht. Rückblickend hatte ich echt viele Freundeskreise. Freundeskreise, die alle verschiedene gemeinsame Nenner hatten: Die Jungs, mit denen ich an jedem zweiten Wochenende zu meinem Lieblingsverein, dem VfL Bochum pilgerte, meine Mitspieler vom Fußballverein, meine Poker-Clique, die Kollegen von der Arbeit oder Freunde, die ich bereits aus dem Kindergarten kannte und zu meinen echten Freunden zähle. Ich schreibe bewusst das Wort: hatte.
Mit der Geburt meiner kleinen Maus, ich hatte es bereits eingangs verraten, habe ich jedoch nicht mehr die Zeit, alle persönlichen Bedürfnisse im Hinblick auf Freundschaften zu erfüllen. Da ich berufsbedingt zum Teil mehr als zwölf Stunden täglich abwesend von Zuhause bin, bin ich relativ früh nach der Geburt aus meinem Fußballverein ausgetreten. Besuche im Fußballstadion gibt es nunmehr auch nur noch einige Male im Jahr und freie Wochenende verbringe ich mittlerweile viel lieber mit meiner Tochter auf der heimischen Couch, als auf dem Podest einer Discothek, wie es früher an den Samstagen der Fall war.
Zeitmanagement das A und O
Insbesondere bei Freunden merke ich, wie wenig Zeit ich mittlerweile in meinem Alltag habe. „Hey Firat, kommst du Samstag mit ins Stadion?“ Früher hätte ich sofort zugesagt. Heute muss ich eine gedankliche Checkliste abarbeiten: Musst du arbeiten? Nein. Muss deine Frau arbeiten? Nein. Hat die bessere Hälfte eigene private Termine? Ja. Also einen möglichen Babysitter organisieren. Eigene Eltern? Schwiegereltern? Patenonkel oder Tante?
Mittlerweile versuche ich bei jeder Gelegenheit Zeit zu sparen. Dabei die Bedürfnisse meiner Frau, meinem Kind, meiner Freunde und zuletzt die eigenen zu erfüllen, ist echt nicht einfach. Daher ist Kreativität gefragt.
Was du heute kannst besorgen…
Pragmatismus, purer Pragmatismus bestimmt meinen Tagesablauf. Benötigte Glühbirnen? Bestelle ich aus dem Online-Shop. Leergut? Ist im Kofferraum und wird auch erst umgetauscht, sobald ich mal das Heim verlasse. Hochzeitseinladungen selbst gestalten für unsere bevorstehende kirchliche Trauung? Erledigen wir im großen, weiten WWW.
Menschliche Grundbedürfnisse beachten
Obwohl meine bessere Hälfte und ich nach dem Credo leben, dass unsere Maus in jeder Hinsicht an erster Stelle steht, versuchen wir dennoch hin und wieder Zeit für eigene Bedürfnisse einzuplanen, was bislang ganz gut klappt. Experten haben sogar festgestellt, dass völlige Selbstaufgabe absolut kontraproduktiv sei, denn nur ein glücklicher Vater kann auch ein glückliches Kind hervorbringen. Ich persönlich bin mittlerweile am glücklichsten, wenn ich Zeit mit meiner Tochter verbringen darf. Echte Freunde verstehen das auch. Die Mischung macht`s!