Kinder sind keine Curlingsteine! Ein Kommentar von Andreas Clevert

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Kinder sind keine Curlingsteine!

Ein wunderbarer Artikel für alle uns Eltern fand ich am 19. August auf Spiegel-Online: Eine amerikanische Schule hat ein STOP-Schild aufgestellt für alle pausenbrothinterhertragende Eltern. Genial. (…) „…please turn around and exit the building. Your son will learn to problem-solve in your absence (sinngemäß übersetzt: Ihr Sohn wird lernen, seine Probleme auch ohne Sie zu lösen.). “

Mal abgesehen davon, dass dies ja bedeuten könnte, den Töchtern dürfte man die vergessenen Haarspangen noch hinterhertragen, denke ich gerade darüber nach, ob ein derartiges Verkehrsschild auch in Deutschland in Serienproduktion gehen sollte. Ist man ein guter Vater oder eine gute Mutter, wenn man genau dies tut?

Jetzt zu Schulbeginn, insbesondere in den Einschulungsklassen, werden wir es wieder millionenfach sehen und erleben, wie besorgte, gut meinende (damit aber nicht immer ‚gut machende‘) Eltern den Pausenhof stürmen, in die Klassenzimmer eindringen, Jacken an Garderobehaken aufhängen, etc. Der Hofstaat des Erstklässlers hält Einzug. Wer genauer beobachtet, wird häufig feststellen, dass die sensiblen Kinder den Einzug in die Klasse ganz alleine schaffen könnten. Weil sie aber so sensibel sind, sagen sie ihren Eltern das nicht ins Gesicht, sondern lassen die Eltern mal rackern, um sich lieber mit ihren (neuen) Kumpanen zu unterhalten: „Sommerferien vorbei! Endlich! Zeit für Randale in der Heimat!!“ Tränen bei der Verabschiedung der ganz Kleinen gibt es, aber ehrlich hingeschaut: Meist in den Elterngesichtern.

Warum „Curling Parents?“

Und weil wir gerade noch Olympia haben, möchte ich doch all denjenigen, die den Begriff ‚Helikoptereltern‘ hier vermisst haben, sagen, dass ich „Curling Parents“ viel besser finde. Sie wissen doch, diese verrückte Sportart, wo auf dem Eis alle Unebenheiten weggeputzt werden, damit dieses Ding (Curlingstein) auf dem Eis gemächlich dorthin gleitet, wo es hin soll. Bitte, vor allem lieber Väter, wir sind galant, wir helfen den Damen aus dem Mantel, halten Türen auf, sind höflich, verbeugen uns. Old School. Aber denken Sie doch bitte immer daran: Ihr Nachwuchs ist kein Curlingstein!

Was denkt ihr? Übertreibt die Schule mit dieser Maßnahme? Ab wann fangen wir Eltern an, mit unserer Sorge über das Ziel hinaus zu schießen? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

Noch mehr lustige Texte, Kommentare und Anekdoten von Andreas findet ihr auf seiner Homepage, zu der es hier lang geht!

7 Antworten

  1. Gereon sagt:

    Seit Eltern nur noch 0,8 Kinder haben, ist das Kümmern darum nur noch im bizzaren Bereich anzusiedeln.
    Wenn ich daran denke, daß ich als Kind und Erstgeborener noch ALLEIN zum Kindergarten gehen durfte. Ja durfte! MIt 3 Jahren !!! Soviel Selbstständigkeit haben manche Kinder nicht mal, wenns auf die Uni geht.
    Wenn die Gesetze nicht so krank wären, die sich ums Familiäre ranken würd ich 3 Kinder mindestens verordnen, dann gibt sich das .

  2. kardamom sagt:

    „Mal abgesehen davon, dass dies ja bedeuten könnte, den Töchtern dürfte man die vergessenen Haarspangen noch hinterhertragen…“

    Die Schule ist eine „Catholic High School for Boys“, demzufolge gibt es dort keine Töchter…

  3. Kai Waning sagt:

    Curling…ein für mich neuer, aber verdammt treffender Begriff, wenn es um diese Helikoptereltern geht. Sehe ich übrigens ähnlich wie der Autor dieses Schildes an dieser amerikanischen Schule. Und in der Regel sind es ja nicht die Kinder, die diese intensive Betreuung einfordern, sonder die Eltern, die es einfach brauchen, für ihren Nachwuchs da zu sein.

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